"MEMORY"
DAS MOTTO 2023
“Memory is the faculty of preservation par excellence.
The act that best defines memory is remembrance.”
Zitat von Henri Bergson (Lesson I)
Ob kollektiv oder individuell, ob durch Geschichte oder Erzählung – das Gedächtnis ist der Schmelztiegel, in dem das Judentum geschmiedet wurde. Durch die Erinnerung wird es bewahrt und weitergegeben. Die Wurzel ZHR, “Erinnerung” und “Gedächtnis” im Hebräischen, bedeutet auch das “Männliche”, das befruchtende Prinzip des Lebens.
Die den biblischen Text dominierende Befehlsform Z’HoR verleiht dem Begriff den Wert eines existenziellen und moralischen Gebots. Das vierte, aber auch das erste Gebot (Ex 20,8-11 und 2) verweisen im Judentum ausdrücklich auf die begründenden und strukturierenden Aspekte des Gedächtnisses. Neurowissenschaft, Philosophie und Psychologie haben diese ordnenden und befreienden Werte des Gedächtnisses inzwischen bestätigt.
Jeden Schabbat werden im jüdischen Haus im Gebet die beiden Gedächtnisgebote beschworen, die die Zeit nach existenziellen Werten ordnen. Das Gedenken an die Schöpfung und der sinaitische Bund kommen durch die reale und symbolische Anwesenheit eines jeden Bewusstseins bei der Verabschiedung des Gesetzes hinzu, was eine kollektive Verantwortung vor dem Gesetz impliziert, sowie die Fähigkeit, der Existenz einen Sinn zu geben, aber nicht ohne zu lernen, sie in Frage zu stellen.
Die jüdischen Rituale und Feste festigen durch die Überlieferung, die in die Affektivität eingeschrieben ist, diese Verbindungen zwischen Erinnerung, Gesetz, individueller und kollektiver Verantwortung sowie der Frage nach dem Sinn.
Der exemplarische Charakter und die schrecklichen Tragödien haben die jüdische Geschichte und ihre Erinnerungen zu einem unausweichlichen universellen Erbe gemacht, zu einer Art Weltbewusstsein, das geteilt werden muss. Die zahllosen wissenschaftlichen oder künstlerischen Produktionen, die davon Zeugnis ablegen, können verschiedene Wege für die Entwicklung des Hauptthemas des EDJC 2023 bieten.<br>
Übersetzt aus dem Englischen. Text von Désirée Mayer, Präsidentin JECJ-Lothringen, Ehrenpräsidentin JECPJ-Frankreich, Mitglied der Académie Nationale de Metz